Wenn der Hund hustet, kann die Ursache vom Fremkörper im Rachen und bis zur Infektion mit Zwingerhusten/Hundegrippe sehr vielfältig
sein. Bei Welpen und beim geschwächten Hund ist Zwingerhusten eine gefürchtete Krankheit. Während die Infektion beim gesunden Hund meistens problemlos verläuft - wie bei uns Menschen die Grippe, kann
der Verlauf beim immungeschwächten, gestressten Hund schwerer verlaufen. Dabei täuscht die Bezeichnung Zwingerhusten über die eigentlichen Ansteckungsgefahren hinweg. Der Hund kann sich mit
Zwingerhusten grundsätzlich überall von anderen infizierten Hunden und auch zu jeder Zeit anstecken. Die ebenfalls verwendete Bezeichnung Hundegrippe ist deshalb zutreffender:
- der Zwingerhusten/Hundegrippe ist eine hoch ansteckende Infektionskrankheit
- manche vitalen Hunde stecken aufgrund ihres starken Immunsystems die Krankheit nach zwei bis drei Tagen einfach so weg und manche - das ist wie bei uns Menschen mit
Grippe - erwischt es schwerer
- betroffen sind die oberen Atemwege des Hundes
- die belastenden Hustenanfälle können sich im Einzelfall lange hinziehen (über Wochen)
- manche Hunde geben dabei würgende Geräusche wie beim Erbrechen von sich
- die Krankheit kann die Lebensqualität des betroffenen Hundes stark beinträchtigen
- auch die Hundebesitzer leiden darunter und verbringen schweren Fällen manch schlaflose Nächte aufgrund der lautstarken Hustanfälle, was manch einer auch von seinen
Kindern noch kennt
- die Krankheit verläuft aber nur äußerst selten schwer oder gar tödlich, dazu müssen Komplikationen wie eine Lungenentzündung dazu kommen
- wenn sich die Infektion ausgebreitet hat, können Aufregung, Stress, körperliche Anstrengungen und auch schon der Druck mit dem Hundehalsband über die Hundeleine gegen
den Hals langanhaltende Hustenanfälle auslösen
Ansteckungsgefahr für Zwingerhusten?
- im Prinzip kann sich der Hund überall anstecken, wo ein infizierter Hund mit einem gesunden Hund Kontakt haben kann
- namentlich in einem Hundezwinger, im Tierheim, in der Tierpension
- aber auch beim Kontakt mit anderen Hunden beim täglichen Spaziergang
- auf der Hundewiese, in der Hundeschule, Welpenspielgruppe, auf Hundeausstellungen
- auch bei grösseren Hundezüchtern und den sogenannten Tiervermehrern im Ausland
- aber auch beim Tierarzt u.a. im Wartezimmer (deshalb Verhaltensregel s.u.)
- ein erhöhtes Risiko ist insbesondere bei Hundeansammlungen gegeben, also wenn sich auf engem Raum viele Hunde befinden
- die Infektion mit Zwingerhusten erfolgt nicht zwangsläufig nur durch hundespezifische Erreger, auch Katzen können die Infektion übertragen
Wie lange dauert Zwingerhusten beim Hund?
- wie bei der menschlichen Grippe lässt sich die Dauer des Zwingerhusten vorab nur ganz grob schätzen
- vitale Hunde mit starkem Immunsystem überwinden es in wenigen Tagen, vielleicht sogar nur mit leichten Symptomen
- selbst bei Masseninfektionen zum Beispiel in Tierheimen werden nicht alle Tiere krank
- in schweren Fällen muss man aber durchaus mit einer Dauer von mehreren Wochen rechnen
- meistens ist es aber nach einer Woche vorbei
Symtome
Symptome von Zwingerhusten in der Anfangspase - dabei befallen die Krankheitserreger (meistens zunächst Viren) die Schleimhäute des Nasen-Rachen-Raumes
- trockener Husten
- laut bellender Klang (ähnlich wie der Keuchhusten bei uns Menschen)
- klarer Nasenausfluss
- evtl. auch tränende Augen
- gereizte Schleimhäute im Kehlkopfbereich
- bereits ein leichter Druck gegen die Luftröhre (z.B. durch Leine/Halsband) kann einen Hustenanfall auslösen
Symptome von Zwingerhusten in der fortgeschrittenen Phase
- die Symptome von oben verstärken sich
- durch das bereits angegriffene Gewebe und geschwächte Immunsystem wird die Krankheit im Verlauf schwerer, weitere Krankheitserreger können dazu kommen
- anhaltendes Würgen, Husten-Würgen (als wenn der Hund etwas verschluckt und im Rachen stecken hat)
- Entzündung von Rachen, Kehlkopf, Luftröhre und Bronchien
- nicht nachlassende Hustenanfälle
- schleimiger bis eitriger Nasenausfluss durch bakteriellen Erreger
- Augenausfluss
- Erbrechen
- Mattigkeit, gestörtes Allgemeinbefinden
- Fieber, ab einer Temperatur von ca. 39,3 C° hat der Hund Fieber
- Ggf. geschwollene Lymphknoten
Ursachen des Zwingerhusten/Hundegrippe
- Ansteckung durch Kontakt von Hund zu Hund
- die Übertragung erfolgt von Hund zu Hund per Tröpfcheninfektion
- befallen werden die Schleimhäute in den Atemwegen
- Verursacher sind eine ganze Reihe von viralen und bakteriellen Krankheitserreger, es handelt sich also um eine Mischinfektion
Der Übertragungsweg des Zwingerhusten
- Übertragung durch Husten und Niesen per Tröpcheninfektion (wie die menschliche Grippe, Influenza)
- aber auch Ansteckung durch Beschnuppern und Belecken, selbst über Spielzeug und Futterschüsseln
- Trinken aus infizierten Trink- oder Futterschüsseln (z.B. an Autobahnraststätten, Restaurants)
Krankheitserreger: Viren und Bakterien
- die beiden Haupterreger des Zwingerhustens (Hundegrippe) sind Parainfluenza (Viren) und Bordetella (Bakterien)
- die viralen Hauptkrankheitserreger sind: canine Parainfluenzavirus und canine Adenovirus 2
- als weitere Viren können beteiligt sein: canines Herpesvirus, canines Reovirus, humanes Influenzavirus Typ A2
- als weitere Bakterien: Bordetella bronchiseptica
- zunächst schädigen Viren die Schleimhaut, danach nutzen Bakterien das angegriffene Gewebe und verbreiten sich
- in dem angegriffenen Gewebe kann es zu Sekundärinfektionen kommen
- in den Sekundärinfektionen können sich ansiedeln Mykoplasmen, Streptokokken und Bordetellen
Begünstigende Faktoren
- begünstigend sind alle negativen Stressfaktoren
- wenn das Abwehrsystem durch Stress geschwächt ist
- Schwächung des Immunsystems durch andere Erkrankungen
- Schwächung durch Parasiten (u.a. Wurmbefall)
- schlechte hygienische Bedingungen
- Futterumstellung
- Mangelernährung
- Umstellung der Lebensumstände (z.B. Umzug in neue Umgebung)
- äussere Einflüsse wie starke Temperaturschwankungen
- Aufenthalt in einer Umgebung mit hoher Besatzdichte (z.B. Tierheim)
Maßnahmen des Hundehalters
- statt Halsband ein Brustgeschirr beim Gassigehen verwenden, um den Druck auf den entzündeten Halsbereich und damit starke Hustenreize zu vermeiden
- Kontakt zu anderen Hunde unbedingt vermeiden (Kontaktverbot)
- jede Aufregung für den Hund vermeiden
- bei Mehrhundehaltung versuchen, das infizierte Tier so weit überhaupt möglich, von den anderen getrennt zu halten
- besondere Hygiene einhalten (Decken, Futterschüsseln, etc. gut desinfizieren)
- jedliche Anstrengungen vermeiden, auch keine zu langen Spaziergänge
- kein Hundetraining
- keine Teilnahme an Austellungen, Wettkämpfen, sonstigen Veranstaltungen
- keine Zugluft
- nicht Rauchen im Aufenthaltsraum des Hundes
Krankheitsverlauf
- die Inkubationszeit beträgt etwa 2 Tage bis 14 Tage
- die Dauer der Krankheit liegt bei etwa 3 Wochen, im Einzelfall aber auch viel länger
- die Viren und Bakterien besiedeln die Schleimhäute in den Atemwegen des Hundes
- die Viren bewirken eine Vorschädigung der Schleimhäute
- bei nachfolgenden Bakterienbefall mit Bordetella bronchiseptica kommt es zu schleimig-eitrigem Nasen- und Augenausfluss und einem eher feuchten Husten und
Niesen
- normalerweise gute Prognose
- auch mit tierärztlicher Behandlung kann Zwingerhusten in ungünstigen Fällen einige Wochen andauern
Komplikationen
- Fieber
- Bronchitis
- Appetitlosigkeit
- Lungenentzündung (Pneumonie)
- bei längerem und sehr ungünstigem Verlauf sind Schädigungen an Herz und Lunge möglich
Wann zum Tierarzt?
- im Zweifel immer (!) zum Tierarzt oder in die Tierklinik
- wenn Verschlechterungen und Zustände wie oben beschrieben auftreten
- wenn sich eitriger Ausfluss aus der Nase zeigt
- wenn sich eitriger Ausfluss an den Augen zeigt
- wenn sich das Allgemeinbefinden verschlechtert
- wenn sich Verhaltensänderungen zeigen
- grundsätzlich und immer: wenn man sich unsicher ist
- ganz besonders erhöhte Vorsicht bei Welpen und alten Hunden oder Hunden mit einer weiteren Erkrankung
Transport zum Tierarzt
- kündigen Sie der Tierarztpraxis bzw. Tierklinik unbedingt vorher telefonisch ihren Besuch an
- informieren Sie das Praxisteam von Ihrem Verdacht auf Zwingerhusten - beschreiben Sie die Symptome bei ihrem Hund
- das Praxisteam kann dann den Aufenthalt ohne Besuch des Wartezimmer mit den anderen Hunden organisieren
- weitere Details zum Transport des verletzten Hundes, siehe
Diagnose beim Tierarzt
- Anamnese (Klärung der Krankheitsgeschichte: Hustenanfälle, bellender Husten, zuerst klarer Nasenausfluss, dann schleimig, eitrig, etc.)
- Untersuchung (Nasenausfluss, Fieber)
- Speicheltest, Rachenabstrich
- Blutuntersuchung
- Labor-Untersuchung der Erreger
- Antibiogramm (Labortest welche Antibiotika gegen die Bakterien überhaupt wirksam sind)
- falls aufgrund der bereits vorhandenen Symptome ein sehr schwerer Verlauf vermutet wird: Röntgenbild von Lunge und Herz
Therapie
- je nachdem wie leicht oder schwer sich der Zwingerhusten entwickelt hat, wird der Tierarzt entsprechende Maßnahmen einleiten
- bei wirklich schweren Verläufen bis zur Lungenentzündung werden Therapiemaßnahmen weit über den eigentlichen Zwingerhusten hinaus notwendig
- dies sind aber Ausnahmen
Ursächlichliche Behandlung des Zwingerhustens
- wenn die Krankheit ausgebrochen ist, ist eine ursächliche Behandlung durch Bekämpfung der Viren praktisch nicht möglich
- die Situation ist vergleichbar der menschlichen Grippe
Behandlung der Krankheitsfolgen, symptomatische Behandlung
- schleimlösene Medikamente
- Hustenmedikamente (speziell für Hunde), Hustenblocker (Codein)
- Antibiotika (gegen die Sekundärinfektionen durch Bakterien)
- bei schwereren Verläufen versucht man die beteiligten Bakterien mit Antibiotika auszuschalten
- INFO: Antibiotika sind nur gegen Bakterien wirksam - nicht gegen Viren
- fiebersenkende Medikamente
Weiterer Therapieverlauf
- hustenauslösende Faktoren vermeiden
- keine Zugluft
- angenehm warme Umgebung
- viel Ruhe
- kein Stress
- kein Besuch der Hundeschule/Welpengruppe
Generelle Gesundheitsvororge
- grundsätzlich: auf guten Allgemeinzustand des Hundes achten
- vollwertige Ernährung des Hundes um jeglicher Mangelernährung vorzubeugen
- eine nasale Impfung gegen die Bakterienart Bordetella bronchiseptika (Nasenimpfstoff) ist möglich (Tierarzt fragen)
Sind Impfungen gegen Zwingerhusten sinnvoll?
Gegen Zwingerhusten gibt es zwei Impfstoffe: den Impfstoff gegen das Parainfluenzavirus, der oft in Kombination mit Staupe-Parvo-Hepatitis
gegeben wird, und den Impfstoff gegen den bakteriellen Erreger Bordetella bronchiseptica (einzeln oder als Zweier-Kombi Parainfluenzavirus).
Zwingerhusten kann durch viele verschiedene Erreger verursacht werden, daher erkranken auch regelmäßig gegen Zwingerhusten
geimpfte Hunde an dieser in den allermeisten Fällen undramatischen Erkältungskrankheit.
Ich persönlich lasse meine Hunde nicht gegen Zwingerhusten Impfen. Ich habe, in meiner Berufspraxis so viele geimpfte und doch erkrankte
Hunde kennen gelernt, dass ich persönlich keinen Sinn dahinter sehe. Aber das soll jeder Hundehalter für sich entscheiden.